Belgien
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Im Juli 1942 wurde die Dossin-Kaserne, ein ehemaliger Militärstützpunkt in Mechelen, zum Sammellager erklärt, einem Durchgangslager für Juden, Roma und Sinti. Zwischen Juli 1942 und September 1944 wurden von hier aus Tausende von Juden und Sinti und Roma in Konzentrationslager in Deutschland transportiert. Heute ist Kazerne Dossin eine Gedenkstätte, ein Museum und ein Dokumentationszentrum zum Thema Holocaust und Menschenrechte.
Die Kazerne Dossin wurde 1756 als Kaserne für 2.400 Infanteristen gebaut. Sie behielt ihre Funktion für das Militär bis Juli 1942, als die deutschen Besatzer sie in ein Sammellager umwandelten. Von hier aus wurden 25.484 Juden und 352 Roma und Sinti nach Auschwitz-Birkenau und in andere, kleinere Konzentrationslager deportiert. Weniger als 5 % von ihnen überlebten.
Im September 1944, als große Teile Belgiens befreit wurden, wurde die Kazerne Dossin zu einem Internierungslager für mutmaßliche Kollaborateure, die in der Kazerne auf ihren Prozess warteten. Fünfzig Jahre nach dem Krieg wurde das Gebäude zum Standort des Jüdischen Museums der Deportation und des Widerstands. Im Jahr 2011 wurde der gesamte Komplex in "Memoriaal, Museum en Documentatiecentrum over Holocaust en Mensenrechte" umbenannt.
Das Museum stellt die Geschichte des Holocausts, der deutschen Besatzung, des Antisemitismus und der Kollaboration in Belgien dar. Der Holocaust wird sowohl aus der Perspektive der Täter als auch aus der der Opfer dargestellt. Über die Etagen des Museums verteilt schauen die Deportierten die Besucher von riesigen Fotowänden aus an. Durch diese Fotos erhalten die Opfer eine Identität, die in scharfem Kontrast zu den Fotos der getriebenen Massen steht, die sie verfolgten. Das Museum erzählt nicht nur die Geschichte des Zweiten Weltkriegs, sondern wählt eine umfassendere Sichtweise.
Ausgehend vom Holocaust sucht das Museum nach zeitlosen Mechanismen von Gruppenzwang und kollektiver Gewalt, die unter bestimmten Bedingungen zu Massenmord und Völkermord führen können. Kazerne Dossin ist also auch ein Museum der Massengewalt. Das Dokumentationszentrum zeigt eine Sammlung von persönlichen Dokumenten von 4.400 jüdischen Deportierten: Briefe, Personalausweise und Arbeitsgenehmigungen.