Deutschland
Lesezeichen
Teilen
Routenplaner
Der Erinnerungsort Torgau (ehemals Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau) ist ein historischer Lernort der Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Es befasst sich mit der NS-Militärjustiz im Zweiten Weltkrieg als einem Instrument zur brutalen Verfolgung von Widerstand und Kriegsmüdigkeit unter Soldaten und in der Zivilbevölkerung. Torgau kam eine zentrale Bedeutung für diese Militärjustiz zu. Darüber hinaus dokumentiert der Erinnerungsort Torgau die Geschichte der Häftlinge in den sowjetischen Speziallagern nach 1945 in Torgau und in dem DDR-Gefängnis mit einem Jugendgefängnis. Zivilcourage und Menschenrechte, Unabhängigkeit der Justiz und Menschenwürde im Strafvollzug – diese Themen stehen im Mittelpunkt der Arbeit des Erinnerungsortes Torgau.
Mit dem Reichskriegsgericht und zwei großen Militärgefängnissen stellte Torgau das wichtigste Zentrum der Militärjustiz im Zweiten Weltkrieg dar. Unter den Zehntausenden Häftlingen der Wehrmacht in Torgau befanden sich deutsche Soldaten, viele von ihnen als Deserteure verurteilt. Ebenso waren Angehörige des Widerstands in Deutschland und in Europa unter den Inhaftierten. Hunderte Verurteilte wurden hingerichtet, auch direkt in Torgau.
Das Zusammentreffen von amerikanischen und sowjetischen Soldaten am 25. April 1945 an der Elbe setzte dem Unrecht der Militärjustiz im Zweiten Weltkrieg in Torgau ein Ende. Nach 1945 bestanden in Torgau nacheinander zwei Internierungslager der sowjetischen Besatzungsmacht. Eines der beiden war ein Sammellager, von dem aus deutsche und sowjetische Verurteilte in die Straf- und Arbeitslager in der Sowjetunion (Gulag) deportiert wurden. Schließlich richtete 1950 die SED-Diktatur im Fort Zinna ein Gefängnis für Männer ein. Zusätzlich existierte 25 Jahre lang ein Jugendgefängnis.
Im Torgauer Schloss Hartenfels erzählt der Erinnerungsort Torgau, wie Militärjustiz und Strafvollzug während des Nationalsozialismus, der sowjetischen Besatzungszeit und der kommunistischen Diktatur in Ostdeutschland genutzt wurden, um politische Gegner zum Schweigen zu bringen und die Diktatur gewaltsam zu errichten. Die Ausstellung „Mut und Ohnmacht“ informiert insbesondere über die Schicksale der Verfolgten, die im Zweiten Weltkrieg und nach 1945 in Torgau in den Gefängnissen und Lagern inhaftiert waren. Sie zeigt die Bedingungen der Haft, beleuchtet die Täter und spannt den Bogen in die Gegenwart. Zur Ausstellung gehören berührende Interviews mit ehemaligen Häftlingen und Familienangehörigen, eindrückliche Objekte, Medienstationen, Fotos und Dokumente.
Der Erinnerungsort Torgau bietet Führungen durch die Ausstellung und am Fort Zinna sowie Projekttage und Fortbildungen an. Am Fort Zinna als wichtigstem historischem Haftort in Torgau erinnert ein Denkmal der Stiftung Sächsische Gedenkstätten an die Verfolgten.