Deutschland / Biographie

Roza Shanina


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„Während meiner gesamten Zeit an der Front gab es keinen einzigen Augenblick, in dem ich mich nicht nach dem Kampf gesehnt habe. Ich wollte dort sein, wo die Schlacht am erbittertsten war. Ich wollte Seite an Seite mit den Soldaten sein.“ Dieses Zitat stammt von Roza Shanina, einer Scharfschützin der Roten Armee.

Roza Shanina kam im April 1924 im Oblast Archangelsk zur Welt. Nachdem einer ihrer Brüder im Dezember 1941 während der Belagerung Leningrads (heute St. Petersburg) ums Leben kam, meldete sich Shanina freiwillig für den Armeedienst.

Im Gegensatz zu den Streitkräften der westlichen Alliierten war es Frauen in der Sowjetunion erlaubt, an der Front zu kämpfen. Shanina durchlief ab Juni 1943 eine Ausbildung zur Scharfschützin an der zentralen Ausbildungsakademie für weibliche Scharfschützen. Weniger als ein Jahr später wurde sie in den weiblichen Scharfschützenzug der 184. Infanteriedivision aufgenommen. Im selben Monat tötete sie ihren ersten deutschen Soldaten. Ende Mai 1944 erhielt sie als erste Soldatin der 3. Weißrussischen Front den Ruhmesorden 3. Klasse. Zu dieser Zeit gingen 20 tödliche Treffer auf ihr Konto. Shanina hielt in ihrem Tagebuch fest, dass sie sich dem Tod immer gleichgültiger fühlte, dass sie kaltblütiger wurde und dass ihre Arbeit ihrer Existenz einen höheren Sinn verlieh.

Im Juni 1944 entschieden die Kommandanten der Sowjetarmee, weibliche Scharfschützen von der Front abzuziehen. Shanina weigerte sich, diesem Befehl zu folgen und unterstützte gemeinsam mit ihren Waffenschwestern weiterhin den Vormarsch der Roten Armee. Sie wurde zu einer Art Berühmtheit, da immer mehr Propagandaflugblätter über ihre Taten berichteten, und erhielt als eine der ersten Scharfschützinnen die Tapferkeitsmedaille.

Im Januar 1945 nahm Shanina an der Preußenoffensive der Roten Armee teil. Am 27. Januar wurde sie von einem Granatsplitter schwer verwundet. Sie erlag ihren Wunden einen Tag später im Alter von 20 Jahren. Ihr Leichnam wurde unter einem Birnbaum am Ufer des Flusses Łyna beerdigt und später in ein Grab in der Kleinstadt Wehlau umgebettet.